Wer „zahlt“ bei kurzfristigen Absagen der PatientInnen?
Dieses Thema zirkelt gerade in den sozialen Medien.
Wir können uns der Meinung, dass dafür die Krankenkassen belangt werden sollten, nicht anschließen.
In diesem Beitrag erklären wir warum.


Zu einer erfolgreich verlaufenden Therapie gehören zwei Parteien: die des/der TherapeutIn und die der PatientInnen.
Zur Compliance der PatientInnen gehört es, ihre Therapietermine wahrzunehmen oder eben fristgerecht abzusagen. Das ist unserer Meinung nach nicht in der Verantwortung der KK. Diese vergüten eine STATTGEFUNDENE therapeutische Leistung.

Sollte unser durch Corona ohnehin belastetes Gesundheitssystem also auch noch kurzfristige Absagen aufgrund von „Ups, Termin vergessen“ oder „T. geht es nicht so gut, weil es so heiß ist“ oder „mein Auto springt nicht an“ auffangen?

Angenommen: ja.
Dann wäre der/ die TherapeutIn in der Beweispflicht.
Wie kurzfristig ist kurzfristig?
Hatte wirklich kein Ersatz einbestellt werden können?
Wird es nur bei einmaliger kurzfristiger Absage übernommen?
Gibt es ein Limit in der Anzahl pro Verordnung?
Ein Reglement müsste erarbeitet, Sachbearbeiter eingestellt werden, extra zur Prüfung dieser Fälle.
Sachbearbeiter kosten Geld, viel Geld.
Geld, das dann fehlt, wenn es wieder einmal um eine Erhöhung der Therapeutensätze geht.
Nicht angemessen bezahlte Therapeuten, weil Ausfälle getragen werden müssen von PatientInnen, denen bei Hitze ein Besuch im Freibad wichtiger ist als kompetente Therapie???
Oder würden die Kosten ausgeglichen durch eine allgemeine Erhöhung der Arbeitnehmerbeiträge???

COME ON!!!
Haben wir wirklich so wenig Respekt vor uns als TherapeutInnen?
Therapie muss etwas wert sein, keine „kostenlose“ Leistung durch die KK.

Ja, wir haben einen sozial- therapeutisch-medizinischen Beruf.
Wir sind aber keine Samariter.
Wir haben UNTERNEHMEN zu führen.
Und als Unternehmer müssen wir wirtschaftlich denken, wirtschaftlich handeln.
Das geht mit PatientInnen, denen eine kompetente Therapie wichtig genug ist, an den (übrigens meistens wöchentlich zur selben(!) Zeit stattfindenden) Termin zu denken und diesen wahrzunehmen.

Eine finanzielle Kompensierung kurzfristiger Absagen durch die Krankenkassen gefährdet unserer Meinung nach den Therapieerfolg. Es wird auf Patientenseite eine Haltung der Gleichgültigkeit über Stattfinden oder Nicht-Stattfinden einer Therapiestunde unterstützt.

Doch erfolgreiche Therapie ist keine Einbahnstraße.
Wir haben mit mündigen Erwachsenen zu tun.
Mit diesen mündigen Erwachsenen schließen wir in der ersten Stunde einen Behandlungsvertrag, in dem ganz klar Rechte und Pflichten beider Seiten dargelegt werden.
Da gibt es genauso klare Regeln wie bei der Buchung einer Reise oder der Bestellung einer Pizza beim Lieferdienst.
Eine bestellte Pizza muss gezahlt werden, selbst wenn man sie wegen plötzlicher Übelkeit nicht essen kann.
Eine nicht angetretene Reise wegen Erkrankung kostet Stornogebühren, selbst wenn das Reisebüro gute Besserung wünscht.
Einfach und simpel festgelegt. Da käme niemand auf die Idee, eine dritte Partei dafür zu belangen.
Vorfälle wie ein nicht anspringendes Auto oder eine plötzliche Erkrankung sind ein Risiko, das der/ die PatientIn trägt.
Mündige PatientInnen müssen die finanzielle Konsequenz einer Verletzung der Bedingungen des Behandlungsvertrags ihrerseits tragen.
Der/die TherapeutIn, die vorbereitet im Behandlungszimmer sitzt, kann am wenigsten dafür.
Die Krankenkassen aber auch nicht.

Wer die Konfrontation mit den PatientInnen wegen einer Ausfallrechnung scheut und stattdessen auf der ärztlichen Verordnung unterschreiben lässt, macht sich UND den Patienten nach Paragraph ….. strafbar!
Und mal ehrlich: überall wird über die endlos langen Wartelisten gejammert – da sollte sich der Therapieplatz doch schnell wieder besetzen lassen, wenn ein Patient/ eine Patientin nach Erhalt der Ausfallrechnung – die bei uns sowieso nicht einmal die Hälfte (!) der tatsächlichen Kosten abdeckt – beleidigt die Behandlung abbricht, oder??
Wem Therapie wichtig ist, der kommt.
Und wir wären die letzten, die nicht doch immer noch versuchen würden, etwas zu verschieben.

Wir leisten wertvolle Arbeit.
Wir sollten es uns auch wert sein.