Wenn man bei sich selbst in der Nase bohrt, heißt das popeln.
Wenn Logopäden bei anderen in der Nase bohren und dabei auch noch einen dünnen Schlauch verwenden, heißt das „feesen“.
Ist Ihnen bewusst, wieviel wertvolle Lebensqualität Sie besitzen, wenn Sie richtig schlucken können?
Etwa 8 Millionen Menschen in Deutschland haben dies nicht.
Sie haben eine sog. Dysphagie.
Dysphagie bedeutet, dass der komplexe Vorgang des Schluckens durch bestimmt Erkrankungen gestört ist.
Die FEES (=flexible endoskopische Evaluation des Schluckens) ist eines der wichtigsten apparativen Methoden zur Erfassung von Ursache, Art und Schweregrad einer Dysphagie.
Unsere Sakia hat den FEES-Basiskurs gemacht – und erzählt im ersten mitSprache-Interview alles, was Sie wissen müssen.

Hallo Saskia! Am Wochenende hast du ja den FEES-Basiskurs besucht – wie geht’s dir denn?
Jetzt bin ich total glücklich und zufrieden, dass ichs gemacht habe, aber mittendrin war ich total aufgeregt.

Warum?
Naja, wir durften uns ja gegenseitig mit dem Endoskop untersuchen und so einen Schlauch bei jemand anderem in die Nase einzuführen und weiterzuschieben, das war schon aufregend!

Wie hat sich das angefühlt, als das deine Kollegin bei dir gemacht hat?
Ich habe festgestellt, dass meine Nasenschleimhäute aufgrund meiner Coronainfektion vor zwei Wochen noch leicht geschwollen waren. Da ging das ein bisschen schwerer durch. Mein Schluckakt ist zum Glück intakt! (lacht)

Beschreib uns doch mal den Vorgang so einer FEES, bitte!
Beim „feesen“ meiner Kollegin merkte ich, wie eng doch so ein Nasengang ist. Das ist dann gar nicht so einfach! Zum Beispiel den Schlauch so zu positionieren, dass du dann auch ein Bild hast.
Man muss darauf achten, das Endoskop GERADE in den unteren Nasengang einzuführen und den Nasenboden als „Gleitschiene“ zu nutzen.
Ist man heil durch den Nasengang gelangt, befindet man sich beim velopharyngealen Verschluss. Hier testet man, ob sich dieser ausreichend verschließt und auch hebt.
Dann geht es weiter nach unten zur Epiglottis, den Aryknorpeln, den Taschenfalten und den Stimmlippen. Hier muss man dann das Endoskop schön still halten und kann nun auch den Schuckvorgang beobachten.
Dazu reicht jemand dem Patienten das blau eingefärbte Essen und Trinken.

Das ist wirklich nichts für schwache Nerven! Gibts da was zur Betäubung?
In die Nase wird mit einem Wattetupfer Xylocain geschmiert zur örtlichen Betäubung. Bei ganz tapferen Patienten kann man es aber auch „ohne“ machen.

Wie lange dauert so eine FEES und wie dick ist so ein Endoskop?
Die FEES an sich dauert etwa 15 Minuten, mit Vor- und Nachbereitung kann aber schon eine halbe bis Stunde vergehen.
Unser Endoskop hatte einen Durchmesser von 3mm. Wir hatten auch eins da mit 4mm, was aber schon ziemlich unangenehm ist.

Was war denn deine Intention, diesen Kurs zu machen?
Bei einer Schluckstörung kannst du nie reinschauen, kannst nie von innen sehen, wie der Patient schluckt, kannst nie einschätzen, was „da drin“ so vor sich geht.
Wie schluckt der Patient?
Warum funktioniert diese oder jene Kost nicht?
Durch die FEES habe ich die Möglichkeit, auch mal zu schauen, wie die Anatomie da drin ist.
Stimmt irgendwass nicht im Kehlkopfbereich?
Schließen die Stimmlippen?
Warum kann der Patient diese Kost nicht schlucken, an welcher Phase liegt es?
Durch die FEES kann ich auch viel gezielter in der logopädischen Therapie üben.
Wenn ich weiß, an welchem Ort das Essen „landet“, kann ich bestimmte Übungen viel besser ein- und umsetzen.
Mein großes Ziel ist doch, dass der Patient wieder mehr zu sich nehmen kann, dass er das Essen genießen kann.
Denn Essen bzw richtig schlucken zu können, ist so ein großes Stück Lebensqualität!
Das ist den meisten Menschen gar nicht bewusst.

Danke dir!